Traveler - Immer unterwegs.

 

VZ:

Wo du gerade diese Sache mit der Unruhe ansprichst, nimmst du schon ein bisschen meine zweite Frage vorweg. Ich wollte wissen, ob die Wahl des Symbols der Wanderers, zu dem ja nicht nur das Fernweh gehört, auch etwas mit dem Gefühl des Nie-richtig-Ankommens zu tun hat, eben mit einer allgemeinen Unruhe oder auch einem beständigen Auf-der-Suche-Sein? Ich glaube, eines deiner Lieblingszitate entstammt einem Lied der Berliner Dudelsack-Rocker Cultus Ferox, wo es heißt: „Über Land und unter Wasser/habe ich mein Glück gesucht/An den schönsten Meeresstränden/meine Einsamkeit verflucht; Überall bin ich zu Hause, nirgends komm ich wirklich an; Bin ich dort, bin ich ein Fremder, bleib ich hier, dann werd ich krank“ …

 

Traveler:

Ja, absolut richtig. Gerade in diesem Zitat habe ich mich ganz deutlich wiedergefunden. Das ist mir wirklich irgendwo aus der Seele gesprochen: Ich bin an vielen Orten gern gesehen, viele Leute kommen gut mit mir klar (ich auch mit vielen Leuten!), aber es ist wirklich so, dass ich – ich weiß nicht, warum das so ist –, wenn ich die Leute eine bestimmte Zeitlang hatte, wieder andere Leute und wieder eine andere Gegend brauche. Ich bin halt irgendwie sehr ruhelos – jetzt aber im positiven Sinne. Ich finde es auch gut, mal ‛nen ruhigen Abend zu verbringen, und ich bin jetzt auch kein unruhiger Mensch – aber ich bin ein ruheloser Mensch. So vielleicht, wenn du verstehst, was ich meine.

 

VZ:

Kommen wir auf die Musik selbst zu sprechen und nicht nur darauf, wie man damit umgeht. Als ich zum ersten Mal dein Cover von Johnny Cashs „Hurt“ gehört habe, war ich total von den Socken – deine Stimme ist ja wie gemacht für seine Songs! Haben sich da Stimme und Musik gefunden oder, anders gefragt, woher rührt deine Faszination an Cash?

 

Traveler:

Prinzipiell ist es ja so – und das ist jetzt ein Zitat aus dem Hefter, den ich für die Bühne benutze, wo meine ganzen Sachen drin sind, und da steht auf der ersten Seite: Man kann nur in anderen entzünden, was in einem selber brennt. Das hat mal der große Römer Aurelius Augustinus gesagt. Und das ist wirklich das Ding! Man kann in den Leuten nur dann etwas auslösen, wenn man selber überzeugt ist von der Geschichte. Und das ist schon bei Johnny Cash so gewesen. Er hat geschrieben und gesungen, was ihn bewegt hat, was ihm passiert ist, was ihm wichtig war. Ob das jetzt die „Man in Black“-Geschichte war oder andere Geschichten aus seinem Leben. Das haben die Leute gemerkt, das war ehrlich – was zu der Zeit ja gar nicht so modern war.

Und das ist auch meine Sache. Ich will wirklich niemandem erzählen, dass ich jetzt sonstwas für einer bin – ich bin halt einfach ein ganz normaler Musiker, der ein ganz normales Leben lebt.

Und diese Ehrlichkeit, die man mit Johnny Cash verbindet, die will auch ich meinem Publikum zeigen.

 

VZ:

Das heißt, du schlüpfst auf der Bühne nicht in eine Rolle, sondern präsentierst dich so, wie du bist?

 

Traveler:

Richtig. Ich will die Leute begeistern – und das kann ich nur mit mir selber!

 

"Wer ausgetretene Pfade freiwillig verlässt, wird nie fragen, ob das Neue, dem er begegnet, Chance oder Risiko ist."